"Weißenfels - was willst du denn da? Da gibt es nichts als eine Kaserne und einen Burgerking!"

So von einem Freund ermutigt, der dort seinen Wehrdienst absolvierte - er wird mir das Zitat verzeihen? - brachen Annalena und ich vorletztes Wochenende auf, unser Glück auf dem Parkett zu versuchen und nebenbei herauszufinden, was daran sein mag, an diesem Bild, das nicht wenige von den neuen Bundesländern haben.

Wir hatten uns kurzfristig am Tag vor Meldeschluss für die kleine Reise entschieden, Bahntickets und eine Privatunterkunft gebucht und freuten uns nun also auf das Turnier im Rahmen des Sommernachtsballes des 1. TSC Blau Gelb Weißenfels, für das die Paare der Hauptgruppe A in den Standard- und Latein-Tänzen nach Weißenfels bei Halle geladen waren.

Nur mit wenig Gepäck aber ohne Sitzplatzreservierung verbrachten wir dennoch angenehme 2,5 Stunden in der Bahn und fanden uns als bald vor dem Bahnhof von Weißenfels wieder. Obwohl ohne Netz (Congstar scheint auch seine Vorurteile zu haben…) dirigierte uns mein Handy sicher durch die menschenleere Altstadt zu dem kleinen grünen Haus, in dem uns unsere Gastgeberin herzlich empfing. Als Nächstes galt es ein Mittagessen zu finden und unwillkürlich kam mir Burgerking in den Sinn. Da Fastfood für Sportler aber natürlich Tabu ist - und wir keine 5km laufen wollten - ließen wir uns Gasthäuser in der Nähe empfehlen und bekamen so im Grün der Gartenkolonie ein vorzügliches Hühnerfrikasse. Bei großer Freundlichkeit und kleinem Schwatz - und als einzige Gäste.

Nach den üblichen Vorbereitungen daheim wanderten wir sodann durch den nahegelegenen Park zur Stadthalle, wo wir uns wiederum eines freundlichen Empfangs und bester Organisation erfreuten. Obst und Wasser in der Umkleide, Musik zum Eintanzen, eine angenehme Moderation, schon sind Tänzer glücklich. Zu den vielen anderen Programmpunkten dieses gelungenen Abends lasse ich lieber den Veranstalter zu Wort kommen.

Unser Turnier mit acht Paaren aus dem ganzen nördlichen Bundesgebiet begann pünktlich mit einem Einmarsch zur Live-Musik der Dresdener Gala-Band. Wir bauten schnell Kontakt zu dem tollen Publikum auf und schon war die Vorrunde vorüber. Vor dem Finale dann das große Zittern: Die Paare wurden namentlich aufgerufen, eines nach dem anderen und ja, auch unsere Nummer! Aber dazu ein fremder Name.

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Zum Glück konnten die Turnierleitung und die Wertungsrichter den Dreher bald finden und so durften wir doch noch auf die Fläche. Und siehe da: Platz drei. Neben Pokal und Urkunde freuten wir uns besonders über eine Kuscheldecke, die uns schon am Eingang anlachte, und den Umschlag, der die Reisekasse fast ausglich. Und so zogen wir dann glücklich und erschöpft mit unserem Arm voller Gastgeschenke von dannen.

Und was ist aus unserer Stadterkundung geworden?

Gestärkt von einem großartigen Frühstück auf dem Zimmer machten wir am nächsten Tag unsere Runde durch die Altstadt. Vorbei am Jägerhof, dem Novalis-Haus und -Grab, altem und neuem Rathaus sowie der Marienkirche. Wir wanderten zum Schloss und schließlich entlang der Saale zur alten Fischerei, wo wir uns zu Mittag niederließen. Ein abschließender Gang durch die Fußgängerzone führte uns vorbei am Märchenbrunnen und vielen hübschen Altbauten, die in der ganzen Stadt zu finden sind. Bedauerlich ist nur ihr Zustand und der Leerstand so vieler Gebäude.

Übrigens kamen wir weder an der Kaserne, noch an Burgerking oder Mc Donalds vorbei und haben doch eine Menge gesehen und zwei schöne Tage verbracht. Natürlich sagt das wenig über die allgemeine Lebensqualität und Bespaßung an Freitag-Abenden, aber für einen Besuch ist Weißenfels jedem zu empfehlen. Wir jedenfalls kommen gerne wieder!

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